Was ist passiert?
Das Ende der Credit Suisse hat Europas Banken zittern lassen. Die schnelle Rettung soll beruhigen und Vertrauen schaffen, bietet aber keine Sicherheit. Das nächste Beben ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit. Die US-Banken saßen Ende 2022 auf 622 Milliarden unrealisierten Verlusten. Nicht ohne Grund wurde zu Krisentreffen auf höchster Ebene eingeladen.
Die letzten Stunden, bevor die Schweiz ihre Reputation als sicherer Finanzplatz verliert, sind angebrochen. Durch die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS scheint eine neuerliche Finanzkrise vorerst abgewendet. Wahrscheinlich war es die einzig mögliche Lösung, um schnell handeln zu können. Aber der Verdacht bleibt, dass die schnelle Lösung die Krise langfristig verschärfen kann. Aus zwei systemrelevanten Banken wird eine noch systemrelevantere Bank. Seine Bilanzsumme ist doppelt so groß wie die Wirtschaftsleistung der Schweiz.
Vor drei Wochen kollabierte die in den USA hoch spezialisierte Silicon Valley Bank. Sie hatte überschüssige Kundeneinlagen in sicheren Staatsanleihen zu den damals niedrigen Zinsen angelegt. Die Nachfrage und damit die Kurse dieser Anleihen sanken, weil neu aufgelegte Anleihen mehr Zinsen abwarfen. Eigentlich kein Problem für die Banken, sofern sie die Anleihen bis zum Laufzeitende halten. Zum Laufzeitende erhalten sie die Einlagen zum Nennwert und die vereinbarten Zinsen ausbezahlt. Die Silicon Valley Bank aber verwaltete ein Klumpenrisiko, da sie sich auf die Finanzierung von Start-up Unternehmen spezialisierte. Denn die Start-ups gerieten mit steigenden Zinsen in Schwierigkeiten. Sie erhielten weniger Geld von Investoren und verbrauchten ihr Guthaben auf den Konten. Die Silicon Valley Bank musste ihre Anleihen vor Fälligkeit mit hohen Verlusten verkaufen. Die Nachricht von den Schwierigkeiten erzeugte einen Bank Run und verschärfte das Liquiditätsproblem innerhalb von Stunden und brachte die Bank zu Fall.
Sollte ein womöglich von kleinen Ursachen ausgelöstes Bankenbeben weiteres Vertrauen kosten, könnte es auch für die deutschen Banken gefährlich werden, auch wenn deutsche Banken aktuell hohe Gewinne ausweisen. Die deutschen Banken profitieren jedoch nicht von gelungenen Sanierungen, sondern von den staatlichen Rahmenbedingungen. Der Staat hilft ihnen, da er Bürger und Unternehmen wegen Covid-19 und dem Ukrainekrieg großzügig stützt. Dadurch fallen Insolvenzen und Kreditausfälle gegenwärtig kaum ins Gewicht. Die großen Marktteilnehmer wissen, dass die großen deutschen Banken anfällig für Rückschläge sind. Die heftigen Abstürze der Aktienkurse von Deutscher Bank und Commerzbank sind sichere Indizien für die Unsicherheit der Marktteilnehmer.
Meine Meinung:
Ohne Vertrauen ist alles Geld der Welt nichts wert. Währungen brauchen Vertrauen. Dieses Vertrauen wird gegenwärtig auf die Probe gestellt. Wenn Regierungen und Zentralbanken versuchen zu beruhigen, werde ich unruhig. Es ist noch nicht ausgemacht, dass das Blutbad bei den Banken vorbei ist. Vor allem schwach finanzierte Banken können noch Opfer werden.
Was könnten Lösungen sein, um sich gegen weitere Turbulenzen abzusichern? Ich sehe mehrere Ansätze:
Überschüssiges Bargeld kann in kurzlaufende Staatsanleihen, sogenannte T-Bills geparkt werden. Mit diesen kurzlaufenden Anleihen besteht die Möglichkeit, sich durch unterschiedliche Laufzeiten einen monatlichen Auszahlungsplan zu gestalten, um finanziell flexibel zu bleiben. Darüber hinaus erhält man gegenwärtig eine attraktive Verzinsung von 4-5%.
Bei großen Barvermögen besteht die Möglichkeit, dieses Vermögen auf verschiedene Konten aufzuteilen. In Deutschland sind jeweils 100.000 Euro durch die Banken Einlagensicherung geschützt.
„Cash is king“ könnte auch wieder eine Alternative sein. Wenn Sie einen bestimmten Geldbetrag in bar verfügbar haben, der ihnen ihre täglichen Bedürfnisse für einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten absichert, bleiben Sie flexibel. Im Fall eines systemrelevanten Bank Run könnten die Regierungen beschließen, dass nur begrenzt Bargeld zur Verfügung gestellt wird, um das Geldsystem zu stabilisieren.
Auch die Investition in starke Sachwerte kann sinnvoll sein. Starke Unternehmen werden in der Lage sein, gestärkt aus Krisen hervorzugehen, auch wenn sie kurzfristig Kursverluste erleiden. Mit unserer Dividendenstrategie bewerten wir Unternehmen und wählen stabile Unternehmen aus, die bewiesen haben, dass sie Krisen überstehen können und uns angemessen an deren Gewinn beteiligen.
Es ist ebenfalls sinnvoll, die Entwicklung der Marktsektoren zu beobachten, um mit einer Beruhigung der Märkte in unterbewertete, aber werthaltige Unternehmen zu investieren. Insofern bietet jede Krise auch neue Chancen.
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